Expert*innen-Interviews: Wir haben die Teilnehmenden des NBF 2020 befragt
21 Century Skills: Eine neue Leitidee für die (deutsche) Schule!? Wir haben die Expert*innen auf dem Nationalen Bildungsforum 2020 im Interview befragt und ihre Eindrücke der Konferenz sowie Meinungen zum Thema festgehalten.
Teil 1: Forschungsblick auf 21st Century Skills
Technologische und weitere Entwicklungen in unserer Gesellschaft erfordern ein kontinuierliches Nachschärfen der Lehrpläne, denn neue Anforderungen werden durch diese Veränderungen an die Schüler*innen herangetragen. Wichtig dabei ist, neue Aspekte nicht einfach „on top“ hinzuzufügen, sondern sinnvoll in Bestehendes zu integrieren. Lehrpläne sollen am Ende tatsächlich im Schulalltag Anwendung finden und Schüler*innen neben Wissenserwerb darin bestärkt werden, ihre Interessen zu klären, die dann für ihre Berufswahlentscheidung eine Rolle spielen.
Über Manfred Prenzel
Manfred Prenzel ist seit April 2018 Professor für Empirische Bildungsforschung und Leiter des Zentrums für Lehrer*innenbildung der Universität Wien. 2011 bis 2017 war er Mitglied im Wissenschaftsrat, dessen Vorsitz er 2014 bis 2017 übernahm. Zuvor war er als Geschäftsführender Direktor des Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel tätig.
Teil 2: 21st Century Skills in Dänemark
Dänemark ist Vorreiter, wenn es um den Einsatz von digitaler Technologie in Schulen geht und ebenso ein Pionier mit Blick auf die 21st Century Skills. Hier hat man schon frühzeitig erkannt, dass Schüler*innen befähigt werden müssen, aktiv an der Gesellschaft teilnehmen zu können. Das hat in Dänemark zu Lehrplanreformen geführt. Die Fähigkeiten für das 21. stehen jedoch nicht in Widerspruch zum 20. Jahrhundert, stattdessen sollte man sie sich vielmehr als Kontinuum vorstellen. So konzentrierte man sich in Dänemark schon früh darauf, Schüler*innen auf ihre Leben nach der Schule vorzubereiten. Die 21st Century Skills bieten nun ein Konzept, das die Diskussion zu diesem Thema vorantreibt. Das Interview wurde in englischer Sprache gehalten.
Über Jeppe Bundsgaard
Jeppe Bundsgaard, Professor an der Danish School of Education in Kopenhagen, verantwortet in Dänemark die ICIL-Studie („International Computer and Information Literacy Study), bei der dänische Schüler*innen im vergangenen Herbst sehr gut abschnitten. Seine Spezialgebiete sind: innovativer Unterricht, digitales Lernen, Lehrplanforschung und Leistungsvergleiche. Bundsgaard hat eine Curriculum-Theorie entwickelt (Prototypical Situation Oriented Curriculum Logic) und ist an verschiedenen Projekten beteiligt, in denen Schüler*innen lernen, lebensnahe Probleme mit digitalen Instrumenten zu lösen.
Teil 3: der OECD Lernkompass als Rahmenkonzept
Wie muss Lernen und das Lernumfeld gestaltet werden, damit Kinder und Jugendliche auf eine ungewisse Zukunft vorbereitet werden und Probleme lösen können, die es so noch nicht gibt? Der OECD Lernkompass ist ein Rahmenkonzept für das Lernen und beschreibt, die Kompetenzen, das Wissen, die Skills, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, Haltungen und Werte, die es braucht, damit ein Kind oder ein*e Jugendliche*r für ihr/sein persönliches, aber auch das gesellschaftliche Wohlergehen sorgen kann. Neben dem „Wellbeing“ sind die Konzepte der „Student Agency“ und der „Teacher Co-Agency“ zentrale Begriffe mit Blick auf die Gestaltungsfähigkeit und den Gestaltungswillen von Schüler*innen und Lehrkräften.
Über Kerstin Wilmans
Kerstin Wilmans ist Vorständin und Mitbegründerin des Global Goals Curriculum e.V., der sich für die Umsetzung des UNESCO-Weltaktionsprogramms, Bildung für nachhaltige Entwicklung – in Schule, Organisation und Zivilgesellschaft, einsetzt. Wilmans wirkte zudem als Leiterin einer OECD-Arbeitsgruppe maßgeblich an der Konzeptualisierung (2018) und der Einführung des OECD Lernkompasses 2030 im Jahr 2019 mit.
Teil 4: Wie 21st Century Skills in einer Schule in Berlin-Pankow aussehen
Als Strategieexperte und Moderator mit jahrzehntelanger Erfahrung führt Stephan Dorgerloh (er/ihm) Stiftungen wie Unternehmen durch komplexe Prozesse inhaltlichen und organisatorischen Wandels. Als früherer Kultusminister von Sachsen-Anhalt ist er erster Ansprechpartner für unsere Kernthemen Bildung und Demokratie, Kultur und Politik. 2018 gründete er das Nationale Bildungsforum, um dem Wissenstransfer aus Wissenschaft, Praxis und Politik eine jährliche Plattform zu geben.